Das Design in der Geschichte von Pirelli

Das Jahr 2022 markiert das 150-jährige Jubiläum von der Gruppe Pirelli, die 1872 auf Initiative des Ingenieurs Giovanni Battista Pirelli in Mailand gegründet wurde. Er eröffnete die erste Fabrik zur Herstellung von Gummiwaren in Italien.

Bereits in den frühen 1900er Jahren war Pirelli-Gruppe ein industrieller Maßstab, der sich auf drei Sektoren der Kautschukverarbeitung und -herstellung spezialisierte: die Herstellung von elektrischen Kabeln, die Herstellung von zwei- und vierrädrigen Fahrzeugreifen und die Herstellung von diversifizierten Produkten.

Gerade im Bereich der diversifizierten Produkte ist die Mailänder Gruppe ständig mit der Erforschung innovativer Materialen aus synthetischem Kunststoff neben Kautschuk beschäftigt, um Produkte für die breite Masse der Verbraucher zu entwickeln, die deren Gewohnheiten mit der Zeit beeinflussen. Gruppo Pirelli erratet daher, wie wichtig es ist, Ressourcen und Energie in das Industriedesign zu investieren, indem er mit bedeutenden Grafikern und Designern zusammenarbeitet und durch innovative und ikonische Objekte und moderne werbliche Kommunikationskampagnen dazu beiträgt, die Geschichte des italienischen Designs zu schreiben.

Bei der ersten Ausgabe des Compasso d’Oro, einem renommierten Preis für Industriedesign, gewann Pirelli 1954 die begehrte Auszeichnung mit dem von Bruno Munari entworfenen und von Pigomma, einer Schwestergesellschaft der Mailänder Gruppe, hergestellten „Zizì-Schaumaffen“.

Die Gründe für die Auszeichnung sind die „formale Wesentlichkeit“ und die Verwendung von Schaumgummi, das durch eine Metalldrahtpanzerung gegliedert ist, die „den Spaß einer unendlichen Anzahl von Positionen“ ermöglicht. Ein bedeutendes Beispiel dafür, wie Schaumgummi, ein innovatives Material, das von Pirelli für die Polsterung von Matratzen und Sesseln entwickelt wurde, durch eine Designstudie eine andere Anwendung finden kann und sich in ein erfolgreiches Stoffspielzeug verwandelt.

Die „CIFRA 5“ ist die elektromechanische Uhr, die das „Ablesen der Zeit“ revolutionieren sollte, indem sie die klassischen Zeiger auf einem Zifferblatt durch auf rechteckige Paletten gedruckte Ziffern ersetzte. Die vom Architekten Gino Valle für die Firma Solari, die bald darauf zu einer Pirelli-Schwestergesellschaft wurde, entworfene Uhr „CIFRA 5“ gewann 1956 den Compasso d’Oro.

Im Jahr 1966 folgte die kleinere „CIFRA 3“, die 1968 in die ständige Sammlung des MoMa in New York aufgenommen wurde. Das technologische Konzept dieser innovativen elektromechanischen Ziffernuhren führte zur Entwicklung alphanumerischer Anzeiger, mit denen Informationstafeln für Reisende in Flughäfen und Bahnhöfen auf der ganzen Welt geschaffen wurden.

1959 beauftragte Pirelli den Architekten Roberto Menghi mit dem Entwurf eines Korbes, dessen Form das Gewicht der enthaltenen Flüssigkeit so verteilt, dass ein maximales Gleichgewicht in Bezug auf den Griff erreicht wird, was die Handhabbarkeit und den einfachen Transport gewährleistet, wobei eine spezielle Polyethylenmischung verwendet wird, die für Erdöl und seine Derivate undurchlässig ist. Die Besonderheit des Produkts liegt in der Gestaltung des Bodens von dem Korb: eine Vertiefung, die die Form des Ausgusses und des Griffs aufgreift und es ermöglicht, die Behälter übereinander zu stapeln und so die Lagerung zu optimieren. Das Ergebnis dieses Designs, das Funktionalität und Ästhetik miteinander verbindet, führte dazu, dass der Kanister von Roberto Menghi mehrere Auszeichnungen erhielt, darunter den Verpackungs-Oscar auf der Messe von Padua 1959 und unmittelbar danach eine Ausstellung auf der vom MoMa in New York organisierten Verpackungsausstellung.

1962 wurden im MoMa in New York auch eine Reihe von Gummiprodukten für das Meer ausgestellt, die von der Firma Seregno, einer Schwestergesellschaft von Pirelli, hergestellt wurden, darunter die PIRELLI-Tauchmaske, die auch in dem berühmten Kapitel von Ian Flemings 007-Saga Octopussy“ erwähnt wird.

1964 belohnt die Jury des Compasso d’Oro das Projekt der ersten Mailänder U-Bahnlinie, der „roten Linie“ mit ihren 21 Stationen von Sesto Marelli bis Lotto. Die Gruppe Pirelli trug ebenfalls zur Realisierung dieses für Mailand wichtigen Projekts bei und lieferte nicht nur technische Komponenten für die Züge und Systeme, sondern auch den Gummibodenbelag mit einer erhabenen Blasenoberfläche, ein Material und Design, das in Zusammenarbeit mit den Architekten Franco Albini und Bob Noorda entwickelt wurde, die insbesondere die Beschilderung entwarfen.

Im Jahr 2012 wurde die von der Fondazione Pirelli organisierte Ausstellung „L’Anima di Gomma – Ästhetik und Technik im Einklang mit der Mode“ in den ADI Design Index aufgenommen. Die Ausstellung, die 2011 auf der Triennale in Mailand gezeigt wurde, ist der Geschichte der Mode bei Pirelli gewidmet, von den ersten Regenmänteln aus gummiertem Stoff bis zum Designprojekt „P ZERO“ für Kleidung in den 2000er Jahren. Zu den Werbekampagnen, die in der Ausstellung gezeigt werden, gehört die Kampagne für Coria-Sohlen von Bruno Munari aus dem Jahr 1953, die auch im MoMa in New York ausgestellt ist. Im Jahr 2013 wurde „L‘ Anima di Gomma“ mit dem Red Dot Design Award, dem weltweit wichtigsten Designpreis, ausgezeichnet.

Im Jahr 2018 wurde das von Corraini herausgegebene und von der Fondazione Pirelli redigierte Projekt „Advertising with a capital P“ vom ADI Design Index 2018/2019 ausgewählt, um sich für den Compasso d’Oro 2020 zu bewerben. Das Buch unterstreicht das Engagement von Pirelli in der Werbekommunikation, von der Centro-Agentur der Pirelli-Gruppe bis hin zu globalen Kampagnen mit Testimonials aus der Welt des Films und des Sports, die von großen internationalen Agenturen entwickelt wurden. Wie könnten wir es versäumen, das Bild von Carl Lewis in Stöckelschuhen (fotografiert von Annie Leibovitz im Jahr 1994) mit der Headline << POWER IS NOTHING WITHOUT CONTROL >> zu erwähnen, ein Slogan, der auch heute noch charakteristisch für Pirelli ist.

Das Engagement von Gruppo Pirelli bei der ständigen Erforschung der Anwendung von gummiertem Gewebe führte dazu, dass das „lange P“ in den frühen 1950er Jahren den nautischen Sektor eroberte und pneumatische Boote herstellte, die zu einer Ikone des italienischen Badeurlaubs wurden. Das NAUTILUS ist das Erstgeborene des historischen orangefarbenen Bootes mit seinen blauen Einzelheiten und der Liebe zum Detail, wie dem in den Schlauch integrierten Blasebalg. Nicht zu vergessen das JO“, ein originelles, zerlegbares Schlauchboot, das von einem Außenbordmotor angetrieben wird, sich aber nach Anbringung des Mastes und der Stabilisatoren in ein Segelboot verwandeln lässt: ein Beispiel für eine Designstudie, die Form und Ästhetik mit Funktionalität verbindet. Der Entwurf beschränkte sich nicht nur auf die Entwicklung von Schlauchbooten, die zuverlässig segeln können, sondern auch auf die einfache Demontage und das praktische Verstauen der Boote in speziellen Transporttaschen. Seit den 1960er Jahren hat Pirelli mit der LAROS-Serie eine führende Rolle bei der technologischen Entwicklung von Schlauchbooten gespielt, vom Design der Formen für Ästhetik und Leistung bei der Navigation bis hin zur Erforschung von immer ausgefeilteren und widerstandsfähigeren gummierten Materialien und Stoffen für diese Art von Anwendung.

In dem neuen Jahrtausend beginnt die Zusammenarbeit zwischen dem „langen P“ und der lombardischen Werft Tecnorib (heute Sacs Tecnorib), deren Ziel es war, ein modernes nautisches Projekt zu entwickeln, das Technologie und Ästhetik vereint. Das Ergebnis dieses Projekts sind die PIRELLI RIBs (Rigid Inflatable Boats), die von Sacs Tecnorib hergestellt werden.

Eine Ästhetik mit sehr persönlichen Merkmalen vereint die Palette dieser halbstarren Boote, zusätzlich zu dem sportlichen Charakter, der sich aus den Hochleistungsrümpfen ergibt, deren Wasserlinien vom schwedischen OMD Ocke Mannerfelt Design entworfen wurden, einem führenden Unternehmen im Design von Sportrümpfen, das zahlreiche Weltmeistertitel gewonnen hat. Trotz der sportlichen DNA werden die Ausstattungen durch maßgeschneiderte Designlösungen studiert, um maximalen Komfort und ein entspanntes Leben an Bord zu gewährleisten, wobei der Qualität der Materialien und der Liebe zum Detail die größte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Produktreihe umfasst Längen von 8 bis 19 Metern, sowohl in der offenen als auch in der Kabinenversion. Sie sind aus einem ikonischen Stilelement vereint, nämlich die gummierte Einlage auf den Schlauchreifen mit dem Profil des CINTURATO™ Blue Full Wet, dem Regenreifen, der in den Top-Rennsportarten verwendet wird, in denen Pirelli als einziger Lieferant vertreten ist, sowie das deutlich sichtbare „lange P“-Emblem auf den hinteren Teilen.

2009 wurde die PIRELLI P ZERO 1400 Sport mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet, einem weltweit renommierten Designpreis. Das von der lombardischen Werft TecnoRib in Zusammenarbeit mit dem Designstudio OMD Ocke Mannerfelt hergestellte und vertriebene 14 Meter lange Maxi Rib mit einer Breite von 3,64 Metern ist ein offenes Boot, das die unverwechselbaren stilistischen Konzepte der Schlauchbootreihe der Marke PIRELLI verkörpert. Es verfügt über große Freiflächen, die sowohl in Bezug auf die Materialien als auch auf die Farbkombinationen individuell gestaltet werden können. Ebenfalls charakteristisch für die ganze Palette ist das Design der zentralen Konsole, die mit der in die Hardtop-Struktur integrierten Windschutzscheibe mit halb gewölbten Linien verbunden ist. Die Glasfaserfarben des Aufbaus und des Rumpfes können ebenfalls individuell gestaltet werden, ebenso wie das gummierte Rohrengewebe.

Im Jahr 2022 ist der PIRELLI 35 an der Reihe, den Red Dot Design Award zu gewinnen. Die von TecnoRib produzierte und in Zusammenarbeit mit dem Team von Ocke Mannerfelt Design entworfene PIRELLI 35 knüpft an den Erfolg der größeren PIRELLI 42 in der neuen Walkaround-Reihe an, von der sie die technischen Konzepte der Design- und Stylinglinien übernimmt. Mit einer Länge von 11 Metern und einer Breite von 3,8 Metern ist die PIRELLI 35 ein Konzentrat aus Design und Technologie, das in der Lage ist, das Meer sicher zu meistern und gleichzeitig einen hohen Standard an Bewohnbarkeit und Komfort in den eleganten Räumen an Bord zu gewährleisten.

Das Walkaround-Layout hat es ermöglicht, eine gemütliche Kabine für den Aufenthalt an Bord nach dem Sonnenuntergang zu schaffen, ohne die Freiflächen zu beeinträchtigen und das Volumen der Aufbauten ausgewogen zu halten. Der achterliche Wohnbereich mit seinem Sonnendeck und dem Aufenthaltsbereich ist geräumig und vielseitig. Das Cockpit ist das Erbe der Ergonomiestudien der Baureihe und vermittelt ein Gefühl von Adrenalin. Sogar die Struktur des Hardtops mit integrierter Windschutzscheibe nimmt die charakteristischen stilistischen Merkmale der ganzen Flotte der Marke PIRELLI mit ihren halb gewölbten Linien wieder auf. Die Seitengänge ermöglichen eine sichere Befahrung der seitlichen Begrenzung des Bootes dank der hohen Schanzkleider und der in das Schanzkleid integrierten Handläufe aus Edelstahl: ein weiteres stilvolles Detail. Auch auf den Schläuchen und der Bugnase der PIRELLI 35 finden wir die ikonischen Gummibeläge mit dem CINTURATO™ Blue Full Wet-Profil, eine Hommage an die Erfahrung, die das Unternehmen des „langen P“ im Bereich des Motorsports und der „Extreme Wet“-Reifen gesammelt hat.

Anlässlich der Verleihung des renommierten Red Dot Design Awards wurde ein Exemplar des PIRELLI 35 in der Speedster-Variante in Schwarz ohne Hardtop und mit lederfarbenen Polstern auf dem Salone del Mobile in Rho Fiera während der Mailänder Designwoche 2022 ausgestellt.

Die PIRELLI 42 „Mini Rocket One“ ist ein Beweis für das ständige Streben nach Exzellenz und wurde als Finalist in der Kategorie „Tender of the Year“ für die Design & Innovation Awards 2023 ausgewählt, die von der renommierten Zeitschrift Boat International organisiert werden. Die PIRELLI 42 ist ein 13 Meter langes Walkaround, das einen aggressiven Look mit raffinierten Details kombiniert und sich sowohl als Tender als auch als Day Cruiser eignet. Dieses Modell, das dank einer breiten Palette von Farb- und Materialoptionen vollständig personalisiert werden kann, hat sich als ein multifunktionales Modell erwiesen, das Entspannung an Bord in absoluter Sicherheit und Komfort bietet.

Vielen Dank an Fondazione Pirelli, die freundlicherweise das Material aus dem historischen Archiv für die Erstellung dieses Artikels zur Verfügung gestellt hat. Sie können die Website von der Stiftung unter dieser Adresse aufrufen: https://www.fondazionepirelli.org/it/